Einfach Teilzeit arbeiten klingt so leicht, aber was ist, wenn der Vater den Großteil des Familieneinkommens erwirtschaften muss und es finanziell viel sinnvoller ist, dass die Mutter weniger arbeitet?
Bei solchen Entscheidungen spielt natürlich auch das Einkommen der Familie eine Rolle. In vielen Fällen ist der Verzicht auf das Einkommen der Mutter jedoch zu kurz gedacht. Wenn man davon ausgeht, dass Kinder immer einen finanziellen Einschnitt bedeuten, sollte man sich gemeinsam hinsetzen und überlegen, wie man das als Familie fair auffangen kann. Und ob es nicht vielleicht sogar sinnvoll wäre, wenn die Mutter nicht so lange aus dem Job rausgeht, damit ihre berufliche Entwicklung nicht so sehr leidet. Damit auch sie perspektivisch mehr verdienen kann und ihre eigenständige finanzielle Unabhängigkeit auf guten Füßen steht. Wenn Väter länger Elternzeit nehmen, dann kehren Mütter früher in das Berufsleben zurück. Als Paar sollte man sich fragen: Was können wir tun, um langfristig beide und als Familie finanziell gut aufgestellt zu sein?
Männer erwarten durch eine Elternzeit mehr negative Auswirkungen auf ihre berufliche Entwicklung als Frauen. Ist die Angst berechtigt?
Wenn man in Elternzeit oder Teilzeit geht, kann es sein, dass man im Beruf auf eine unwichtigere Position gesetzt wird. Das geht Frauen genauso. Diese Diskriminierung von Eltern ist weit verbreitet und bedarf auch politischer Antworten. Wenn sich Männer und Frauen die Care-Arbeit gerecht aufteilen würden, könnten sich Arbeitgeber gar nicht leisten, alle auf unwichtige Positionen zu setzen. Momentan ist es aber so, dass Männer nach der Geburt eines Kindes mehr arbeiten und verdienen, während Frauen beruflich zurückstecken. Für Männer ist ein Kind zurzeit ein Karriere-Boost.
Was kann denn dafür getan werden, die Entscheidung für Kinder zu stärken?
Es gibt nicht den einen Aspekt, der alles verändern wird. Es braucht sowohl im Privaten Aushandlungsprozesse auf Augenhöhe als auch politische Bemühungen, Strukturen zu verändern. Natürlich müssen sich auch die Arbeitgebenden verändern und echte Vereinbarkeit ermöglichen, im Übrigen natürlich auch für Ein-Eltern-Familien. Die Entscheidung, Kinder zu bekommen, sollte weder die Armutsgefahr für Mütter erhöhen noch einen einseitigen Karriere-Boost nur für Väter nach sich ziehen.
Foto: Joacquin Corbalán