Teambuilding

Mehr als nur Spaß und Spiele

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen Dinge auf die Beine stellen – das fördert das Miteinander und die Motivation. Doch wie können sich ­Aktionen im Team auch nachhaltig auf die berufliche Zusammenarbeit auswirken?

Text: Suse Lübker
Foto: Kay Michalak
1. Januar 2024

Am Anfang war Susanne Theobald skeptisch, als die Idee aufkam, mit einer Kollegin und zwei neuen Mit­arbeiterinnen einen Ausflug in eine Skihalle zu machen. Bei der Aktion sollte sich das zukünftige Team in ­lockerer Atmosphäre besser kennen­lernen –
eine Art Kick-off für die zukünftige Zusammenarbeit. Und der Plan ging auf: Der Ausflug hat allen nicht nur Spaß gebracht, sondern auch neue Erkenntnisse. „Keine von uns hatte ­vorher auf Skibrettern ge­­standen. Es war spannend, wie jede Einzelne mit dieser ungewohnten Situa­tion umgegangen ist. Anders als im Job ­mussten wir uns jeden einzelnen Schritt selbst erarbeiten und das hat uns sehr ver­bunden“, erzählt die Sozial­arbeiterin. Im Nachhinein waren sich alle einig, dass der Ausflug nicht nur Spaß gemacht hat, sondern sich alle ­besser kennengelernt haben und nun vertrauter im Umgang miteinander sind. Eine gute Basis für die zukünftige Arbeit im Team.

„Es ist zwar wichtig, dass man als Team etwas ­miteinander erlebt, aber das ‚Wozu‘ muss immer geklärt sein.“
Sabine Rößer, Organisationsberaterin

Gutes tun im Team

Teambuilding umfasst alle Maß­­­­nahmen, die die Zusammen­­­ar­beit und die Zusammengehörigkeit innerhalb eines Teams stärken. Dazu ­zählen Freizeitaktionen, die außerhalb des Betriebs stattfinden, wie der be­­schrie­bene Besuch einer Skihalle oder auch ein Nachmittag im Seil­­garten. Zu Team­­­ent­­­­­wicklungsmaßnahmen gehören ebenfalls Veranstaltungen im Unter­nehmen. Das können Seminare oder Workshops sein, die sich gezielt an ein Team richten, oder auch regel­mäßig durchgeführte Teammeetings. Im Vordergrund steht immer, dass durch die Aktion ein positives Arbeitsklima geschaffen und der Teamgeist gefördert wird. So kann auch eine Weihnachtsfeier oder ein Sommerfest eine sinnvolle Ergänzung zu Teambuilding-Maßnahmen sein, besonders dann, wenn wenn das Fest mit einer gemeinsamen Aktion verbunden wird, zum Beispiel mit einer Schnitzeljagd oder einer Charity-Aktion.

Ziel muss klar sein

Die Mitarbeitenden sollten immer da­rüber informiert werden, warum die Teambuildingmaßnahme durchgeführt wird, so sieht es Organisationsberaterin Sabine Rößer. Es sei zwar wichtig, dass man als Team etwas miteinander erlebt, aber das „Wozu“ müsse geklärt sein. Geht es nur darum, sich besser kennenzulernen? Oder soll die Zusammenarbeit verbessert werden? Entsprechend sollten die Maßnahmen auch ausgewählt werden – so lässt sich Vertrauen vermutlich eher im Klettergarten lernen als bei einem gemeinsamen Frühstück. Hier kommt den Führungskräften eine wichtige Rolle zu, sie sollten die Teambuilding-Prozesse anstoßen und auch lenken. Zum Beispiel, weil Mitarbeitende nach einer längeren Auszeit zurück in den Betrieb kommen, nach der Elternzeit etwa, nach einem Sabbatical oder nach einer langen Krankheit. Nicht immer lässt sich nach so einer Abwesenheit nahtlos an die vorherige Arbeitsroutine anknüpfen. Manchmal sind Aufgaben neu verteilt worden oder neue Softwareprogramme eingeführt worden. Auch hier bieten Teambuilding-Maßnahmen eine gute Unterstützung, damit die Kolleginnen und Kollegen sich im Job gut zurechtzufinden. Das müssen nicht gleich Seminare oder Workshops zur Wiedereingliederung sein, oft reicht es schon, wenn Führungskräfte die Mitarbeitenden mit allen notwendigen Informationen versorgen und auch das Team die Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger dabei unterstützt. Vielleicht muss auch ein konkretes Problem gelöst werden. All das müsse vorab im Team besprochen werden, damit die Maßnahmen auch tatsächlich etwas bringen. Entsprechend sollten sie auch ausgewählt werden – so lässt sich Vertrauen vermutlich eher im Klettergarten lernen als bei einem gemein­samen Frühstück. Hier kommt den Führungskräften eine wichtige Rolle zu, sie sollten die Teambuilding-Prozesse anstoßen und auch lenken.

„Sinnvoll sind ­Maßnahmen, die früh ansetzen und ­verhindern, dass Probleme eskalieren.“
Ute Jeß-Desaever, Beraterin ­Mitbestimmung und Technologieberatung bei der Arbeitnehmerkammer

Gemeinsam die Aktion nachbereiten 

Wichtig ist ebenfalls, dass die Maßnahmen im Anschluss an die Aktion in der Gruppe besprochen ­werden, erklärt Ute Jeß-­Desaever, Be­­raterin Mitbestimmung und Technologie­beratung bei der Arbeitnehmerkammer. Es sei sinnvoll, sich nach einer gemeinsamen Teamaktion wie zum Beispiel einem Floßbau darüber auszutauschen, wie alle Beteiligten den Arbeitsprozess geplant haben, was gut geklappt hat und ob das Team dem Ergebnis vertraut hat. „Wenn man solche Fragen im Team gemeinsam reflektiert, dann gibt es immer auch eine Übertragung auf andere Arbeitsprozesse oder gemeinsame Projekte“, so Jeß-Desaever.

Konflikte präventiv vermeiden

In einigen Fällen sind Maßnahmen notwendig, weil sich ein Konflikt im Team anbahnt bzw. schon aufgetreten ist. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn ein Teammitglied befördert und damit zum Vorgesetzten seines Kollegen oder seiner Kollegin wird. Typisch auch: ein Teammitglied ist häufig krank und alle anderen im Team arbeiten deutlich mehr, um die Lücken zu füllen.
Um derartige Konflikte zu vermeiden, sollten Teambuilding-Maßnahmen früh angesetzt werden, erklärt Uli Dohmstreich. Der Personal- und Organisationsentwickler leitet unter anderem Seminare für Betriebs- und Personalräte. Seine Auftraggeber:innen kommen oft dann erst auf ihn zu, wenn es bereits Probleme im Team gibt. Sinnvoller sei es, so Dohmstreich, Maßnahmen regelmäßig und präventiv zu veranstalten: „Bestenfalls sind sie Teil der Unternehmenskultur und werden immer dann eingeplant, wenn ein neues Projekt startet und nicht erst, wenn sich ein Konflikt anbahnt“, sagt Dohmstreich. Leider würden externe Maßnahmen aus Kostengründen oft eingespart.

Regelmäßiger Austausch im Team sinnvoll

Teambuilding ist ein fortlaufender ­Prozess – das heißt, es reicht nicht, einmal im Jahr in den Klettergarten oder in die Skihalle zu gehen. Damit die Teams gut zusammenarbeiten, braucht es neben den gemeinsamen Events einen regelmäßigen offenen Austausch der Teammitglieder. Das können regelmäßige Teammeetings sein, aber auch tägliche kurze Treffen, in denen alle auf den aktuellen Stand gebracht werden. Ähnlich wird es bei der Digitalagentur hmmh multimediahaus AG gehandhabt. Das Personalentwicklungsteam plant die verschiedenen Angebote, je nachdem, welche Fragestellung im Mittel­punkt steht: „Wenn es darum geht, dass sich ein neues Team kennenlernt, ist der Fokus ein anderer, als wenn es um einen konkreten Konflikt geht“, erklärt Marit ­Bohlmann, Personalent­wicklerin bei hmmh. Neben bedarfsorientierten Angeboten veranstalten die Teams regelmäßig „Retros“: Rückblicke auf einen vergangenen Arbeitsabschnitt. Zum Projektalltag gehören ebenfalls die „Dailys“, tägliche kurze Treffen, in denen das Team sich über den Arbeitsfortschritt in den ­Projekten austauscht – alles Methoden, die den Zusammenhalt im Team fördern. Die Teammit­glieder sind entweder vor Ort oder nehmen aus dem Homeoffice teil.

Teams nicht nur in Krisen ­unterstützen

Das Beispiel der hmmh AG zeigt gut, dass es keine teuren Großveranstaltungen braucht, damit Teams kollegial und effektiv zusammearbeiten. Ähnlich sieht es auch Ute Jess-Desaever: „Kleine Aktionen, an der alle beteiligt sind, reichen aus. Wenn jeder einzelne Verantwortung übernimmt, damit es gut läuft im Team, ist schon viel erreicht!"

Rechtliche Fragen zum Thema Teambuilding AKB003_IconInfo

Ist die Teilnahme an Teambuilding-Maßnahmen verpflichtend?

Mitarbeitende sind nur dann verpflichtet, an Teambuilding-Maßnahmen teil­­­zunehmen, wenn dies zu den vertraglich geschuldeten ­Pflichten beziehungsweise Nebenpflichten gehört. Wenn eine fachliche Fortbildungsmaßnahme mit einem Rahmenprogramm wie zum Beispiel einem Restaurant­besuch kombiniert wird, kann der Arbeitgeber die verpflichtende Teilnahme anordnen.

Darf ein Arbeitgeber Mitarbeitende von einer Teambuilding-Maßnahme ausschließen?

Der Arbeitgeber darf grundsätzlich niemanden benachteiligen. Wenn allerdings sachliche Gründe vor­liegen, kann er Mitarbeitende von einer Aktion ausschließen (etwa wenn die Veranstaltung während des Bereitschaftsdienstes eines Sanitäters stattfindet).

Wer trägt die Kosten für ein ­Team­event?

Bietet der Arbeitgeber die Maßnahme an, muss er auch die Kosten über­nehmen.

Muss ich mich abmelden, wenn ich vor der Maßnahme krank werde?

Wenn die Maßnahme während der Arbeitszeit stattfindet, gelten die ­gleichen Regelungen wie im norma­len Arbeitsalltag. Das heißt, der Arbeit­nehmer oder die Arbeitnehmerin muss sich unverzüglich abmelden und innerhalb der vereinbarten Zeit eine Krankmeldung einreichen. Findet die Maßnahme außerhalb der Arbeitszeit statt, ist die Krankmeldung freiwillig.

Wird die Maßnahme als Arbeitszeit angerechnet?

Wenn die Maßnahme während der regulären Arbeitszeit stattfindet, gilt sie als Arbeitszeit und wird auch normal vergütet.